Der Mensch hat innerhalb von 200 Jahren so viele Treibhausgase emittiert, das wir die natürliche Treibhausgaskonzentration aus dem Gleichgewicht gebracht haben.
Wissenschaft & IPCC
Um das Klimazeitalter besser einschätzen zu können, hat die Weltgemeinschaft den Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ins Leben gerufen. Darin fassen unabhängige Wissenschaftler:innen die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel und seinen Folgen zusammen und geben Empfehlungen. Der Klimarat warnt: Wir müssen die weltweite Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen – ansonsten drohen dramatische Folgen für die Menschheit.
kein Grad weiter
Deswegen hat sich die Weltgemeinschaft mit dem Klimaabkommen von Paris (2015) darauf geeinigt, die Klimaerwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Aktuell befinden wir uns bereits bei einer Erwärmung von 1,1 Grad Celsius – wir drohen das 1,5-Grad-Ziel zu verfehlen.
Die Folgen
Die Bedrohung durch den Klimawandel wird zunehmen. Mit jedem zehntel Grad steigt die Wahrscheinlichkeit von Naturkatastrophen wie Sturzfluten oder Dürren – die Menschheit steht vor großen ökologischen und sozialen Herausforderungen. Das friedliche Zusammenleben unserer Gesellschaft ist gefährdet!
Bereits jetzt können wir die Folgen bei uns spüren. Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Rekordsommer – aber auch verregnete Winter, das Vorkommen erster tropischer Krankheiten, zunehmende Badeverbote an der Ostsee wegen Blaualgengefahr oder die Waldvernichtung durch den Borkenkäfer – langsam kommt der Klimawandel auch in Deutschland an!
no turning back
Durch die Erderwärmung drohen gewisse Klima-Kipp-Punkte erreicht zu werden. An diesen Klima-Kipp-Punkten kollabieren einerseits für die Menschheit wichtige Ökosysteme irreversibel und andererseits werden zusätzliche Treibhausgase ausgestoßen, sodass sich das Klima noch weiter erhitzt und weitere Klima-Kipp-Punkte erreicht werden ‑
ein Teufelskreis!
Bedrohte Ökosysteme
Durch zu schnelle Veränderungen können Arten sich nicht evolutionär anpassen. Temperaturänderungen, Trockenheit und Konzentrationsänderung des Salzgehalts von Meerwasser führen einerseits zu Artensterben und andererseits dazu, dass sich invasive Arten ansiedeln können und ein Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen.
Absterben borealer Wälder
Trockenperioden führen zu Wassermangel und erhöhen die Anfälligkeit für Waldbrände, Krankheiten und Parasiten. Ein großflächiges Waldsterben setzt dann große Mengen an Kohlenstoffdioxid frei.
Abschwächung der marinen Kohlenstoffpumpe
Das im abgestorbenen Plankton gebundene Kohlenstoffdioxid wird als Folge der Versauerung und der Erwärmung des Wassers freigesetzt.
Absterben von Korallenriffen
Im Meer wird Kohlenstoff von abgestorbener Biomasse in Form von Kohlensäure gelöst und führt zu einer Versäuerung. Dadurch werden die Kalkstrukturen der Korallen zerstört.
Absterben des Amazonas Regenwaldes
Aufgrund der Waldrodung und der Erderwärmung wird der Wasserkreislauf des Regenwalds durchbrochen, sodass die Ausbreitung einer trockenen Savanne als Folge droht. Bereits jetzt emittiert der Amazonas Regenwald mehr CO2 als er binden kann.
Schmelzende Eiskörper
Große Eisflächen wirken als Reflektor von Sonnenstrahlen. Tauen diese Flächen ab, erwärmt sich die Umgebung stärker und beschleunigt weitere Eisschmelze.
Auftauende Permafrostböden
Wenn Permafrostböden auftauen, fangen wieder Zersetzungsprozesse von organischen Verbindungen an. Das bewirkt eine weitere Emission von Kohlenstoffdioxid und Methan.
Abschmelzen des grönländischen Eisschildes
Durch mehr Schmelzwasser erhöht sich die Fließgeschwindigkeit der Gletscher, wodurch wiederum ein weiteres Abtauen des Eisschildes beschleunigt wird.
Abschmelzen des westantarktischen Eisschildes
Die Eisschmelze erhöht den Süßwassereintrag in den Ozean und reduziert das Rückstrahlvermögen der Erdoberfläche, wodurch die Temperatur weiter steigt.
Veränderte Strömungssysteme
Die Dichte von Luft- und Wassermassen hängt von der Temperatur ab. Ändern sich regionale Temperaturen langfristig, kann sich die Strömungsgeschwindigkeit und -richtung ändern.
Abbruch der atlantischen Umwälzströmung
Der Süßwassereintrag durch Eisschmelze und Niederschläge reduziert den Wärmetransport in den nordatlantischen Raum, wodurch sich Extremwetterereignisse in Europa und in den nordatlantischen Ökosystemen häufen.
Einrasten des Jetstreams
Der Jetstream verlangsamt sich und es kann zu einer stehenden Strömungswelle kommen. Großwetterlagen halten länger an und begünstigen mehrwöchige Hitze- und Kältewellen. Dürren und Überschwemmungen sind die Folge.
Zusammenbruch des indischen Sommermonsuns
Der Sommermonsun ist verantwortlich für 90 % der Regenfälle in Indien. Er hängt stark von der Temperatur und von Partikeln in der Luft ab. Dadurch kann sich in Zukunft der Monsun einerseits abschwächen oder zeitweise ganz ausbleiben, was Dürren und Missernten zur Folge hat. Andererseits nimmt die Wahrscheinlichkeit für extreme Niederschläge zu.
Verstärkung des El Niño-Phänomens
Das Phänomen wird häufiger und stärker auftreten. Das heißt, es kommt einerseits zu extremen Trockenperioden und andererseits zu Starkregen und Überschwemmungen. Durch diese Ereignisse kommt es zu Temperaturgefällen, welche den Effekt weiter verstärken.
Wie sind diese Ereignisse zu bewerten?
Klima-Kipp-Punkte sind keine temporären Ereignisse, wie beispielsweise ein Waldbrand, nach dem ein Wald wieder nachwachsen kann. Das Überschreiten eines Klima-Kipp-Punkte ist dagegen irreversibel, also nicht mehr rückgängig zu machen. Ein Beispiel dafür ist das Abschmelzen eines Gletschers – ohne eine neue Eiszeit ist er für immer verloren. Ähnlich ist es mit den Korallenriffen – diese wichtigen Brutstätten für viele Meereslebewesen droht bis zum Ende des Jahrhunderst auszusterben!
Schuld daran ist die steigende Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre.
Hintergrund Treibhausgase
Treibhausgase kommen natürlicherweise in der Atmosphäre vor. Indem sie Wärmestrahlen zurück auf die Erde strahlen, machen sie menschliches Leben auf der Erde erst möglich. Das Problem ist jedoch: Wir als Menschen haben in dieses natürliche Treibhausgas-Konzentration-Gleichgewicht eingegriffen, in dem wir mit unseren menschlichen Aktivitäten zusätzliche Treibhausgase ausgestoßen haben. Dadurch werden jetzt mehr Wärmestrahlen als im natürlichen Gleichgewicht auf die Erde zurückgestrahlt – die Erde erhitzt sich – wir sind unserer Klimakrise!
Wichtige Treibhausgase
Die wichtigsten Treibhausgase sind:
- Kohlenstoffdioxid (CO2),
- Methan (CH4),
- Lachgas (N2O)
- sowie die fluorierten Treibhausgase (F-Gase)
- wie wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW),
- perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW).
- Schwefelhexafluorid (SF6) und
- Stickstofftrifluorid (NF3).
Jedes Treibhausgas wirkt dabei unterschiedlich in der Atmosphäre. Um eine bessere Übersicht über die verschiedenen Treibhausgase zu haben, werden die Treibhausgase meist in ihrer Wirkung in das wichtigste Treibhausgas umgerechnet – in die sogenannten CO2-Äquivalente. Das heißt, wenn von CO2 gesprochen wird, sind in der Regel die weiteren Treibhausgase mitgemeint.
O=C=O|CO2
Ein kleines Gas mit dramatischer Wirkung Hier geht's zur CO2 Story
Unser CO2-Budget wird knapp!
Aus dem konkreten 1,5-Grad-Ziel lässt sich ein Restbudget an Treibhausgas-Emissionen berechnen. Dieses verbleibende CO2-Budget begrenzt dann unser Aktivitäten als Weltgemeinschaft – und damit auch aller zukünftigen Generationen.
Für 1,5 Grad bleibt uns folgendes CO2-Budget weltweit übrig:
Die Energiewende als Ausweg
Uns bleiben nur noch 0,4 Grad bis zur globalen 1,5-Grad-Erwärmung. Doch zum Glück gibt es einen konkreten Weg aus der Klimakrise – die Energiewende!
Der größte Teil der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland wird durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zur Energiebereitstellung freigesetzt. Daher ist das Ziel der Energiewende, aus der Verbrennung von den fossilen Energieträgern Kohle, Öl und Gas auszusteigen, sodass unser Energiesystem klimaneutral wird.
Wie das funktionieren soll?
Dafür gibt es einen konkreten Fahrplan:
INFO
Weiterführende Informationen und Vertiefungsinhalte zur Klimakrise
- Aktuelle CO2-Konzentration in der Atmosphäre: Der homo sapiens existiert seit rund 300.000 Jahren. In dieser Geschichte der Menschheit ist die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre immer zwischen 200 und 300 ppm geschwankt. Mit der Industrialisierung hat der Mensch in dieses natürliche Gleichgewicht eingegriffen und zusätzlich Treibhausgase emittiert. Schätzfrage: Wie hoch ist der Wert wohl heutzutage? Du kannst deine Schätzung auf der Website der Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten tagesaktuell überprüfen.
- Interaktive Karten Klimagerechtigkeit: Welches Land darf noch wie viel CO2 emittieren? Geht es pro Land? Pro Einwohner:in? Das ist gar nicht so einfach, dafür eine gerechte Lösung zu finden. Carbon Maps hat dafür spannende interaktive Karten mit verschiedenen Perspektiven erstellt. Klar ist jedoch: Wir als westliche Industrienationen haben historisch betrachtet viel mehr Treibhausgase ausgestoßen als der Rest der Welt – deswegen haben wir eine historische Verantwortung, Vorreiter in der Reduzierung von Treibhausgasen zu sein.
- Videoreihe „Einführung in den Klimawandel“: Wie funktioniert der anthropogene Treibhauseffekt genau? Was sind die Folgen des Klimawandels für Deutschland? Warum hängen die Themen Klima & Gerechtigkeit zusammen? Und wie läuft die internationale Klimapolitik ab? Warum ist es so schwieirg, ein internationales Abkommen zu schließen? Das erfährst du in diesem rund 90-minütigen Videokurs.
- Klimawandelfolgen in Deutschland: Der Klimawandel trifft auch Deutschland. In welchen Bereichen und mit welchem Ausmaß? Das hat das Umweltbundesamt in diesem 276 Seiten starken Monitoringbericht umfassend ermittelt.
- Interaktive Weltkarten zum Klimawandel: Der IPCC hat eine interaktive Karte veröffentlich, auf der du dir die Auswirkungen des Klimawandels in verschiedenen Erwärmungs-Szenarien anschauen kannst.
- Die IPPC Berichte: Dieses alle paar Jahre aktualisierte, mehrteilige Standardwerk der Klimaforschung umfasst mehrere tausend Seiten auf Englisch (IPCC-Website mit Originalberichten). Etwas einfacher zugänglich sind da die ins Deutsche übersetzten Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger – rund 40 Seiten. Diese Zusammenfassungen findest du zu jedem IPCC Bericht hier. Und ganz spannend: Scientist Rebellion hat Teile des bislang unveröffentlichten IPCC Bericht hier geleakt! Die geplante Veröffentlichung durch den IPCC ist im Frühjahr 2022 – einen Einblick in den brisanten Inhalt gibt dir Kai in Kapitel 5.
- Online-Planspiel Keep Cool: In diesem Planspiel zum Klimawandel und zur Klimapolitik bist du Bürgermeister:in einer globalen Metropole. Du bist für das wirtschaftliche Wohlergehen deiner Metropole verantwortlich. Doch Vorsicht: Egal wie erfolgreich die individuelle Wirtschaft ist – den Klimawandel müssen alle gemeinsam im Blick behalten. Steigt die Erderwärmung um 2 Grad Celsius an, haben alle verloren! Für das Online-Planspiel keep cool brauchst du allerdings ein paar Mitspieler:innen. Also frag in deinem Freundeskreis rum – es lohnt sich!
- Video „4 Phasen der Energiewende“: Wir haben mit Professor Hans Schäfers ein ausführlicheres Video zu den „4 Phasen der Energiewende“ und dem „CO2-Restbudget“ aufgenommen – hier findest du das rund 45-minütige Video.
- Klimawandel vs. Verschwörungsgläubige: Immer wieder versuchen sogenannte Klimaskeptiker:innen – allzu oft als seriöse Wissenschaft verkleidet – anerkannte Erkenntnisse und physikalische Tatsachen zu leugnen und zu untergraben. Echt nervig, aber falls jemand in deinem Umfeld denen auf den Leim gegangen ist, haben wir hier ein paar Tipps für dich. Das 12-seitige „Das Handbuch über Verschwörungsmythen“ setzt sich allgemein mit Verschwörungsmythen und deren Systematik auseinander. Dieses 28-seitige Handbuch zum Klimakonsens stellt sich die Frage, warum der wissenschaftliche Konsens zum Klimawandel wichtig ist. Harald Lesch klärt in diesem rund 20-minütigem Video Missverständnisse zum Klimawandel auf. Konkrete Anleitungen zum Widerlegen von Falschinformationen findest du in diesem 19-seitigen Handbuch „Widerlegen, aber richtig“ und in dem interaktiven Handbuch „Über Klima sprechen“. Und die wichtigsten Fakten zum Klimawandel hat Klimafakten hier nochmal für dich zusammengefasst.
- Geschichte der Klimawissenschaft: Seit wann weiß die Wissenschaft eigentlich von dem Treibhauseffekt? Und war man sich gleich der fatalen Folgen bewusst? Dieser spannenden Frage geht John Mason in diesem längeren Geschichts-Blogbeitrag auf den Grund.
Quellen
Grafik: Klimapfade
- Raftery et al (2017): Less than 2 °C warming by 2100 unlikely. https://www.nature.com/articles/nclimate3352
- Aisch, Gregor (2019): What different degrees of global warming look like. https://blog.datawrapper.de/climate-crisis-global-warming/
- The Guardian (2017): The three-degree world: the cities that will be drowned by global warming. https://www.theguardian.com/cities/ng-interactive/2017/nov/03/three-degree-world-cities-drowned-global-warming
Grafik: Folgen bei globaler Erderwärmung um 0,5 bis 5 °Celsius:
- IPCC 2014: Impacts, Adaptation and Vulnerability. https://www.ipcc.ch/report/ar5/wg2/
- IPCC 2018: Global Warming of 1.5 ºC. https://www.ipcc.ch/sr15/
- IPCC 2021: The Physical Science Basis. https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-working-group-i/
Grafik: Kippunkte im Klimasystem
- IPCC 2018: Global Warming of 1.5 ºC. https://www.ipcc.ch/sr15/
- IPCC 2021: The Physical Science Basis. https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-working-group-i/
- PIK 2019: Kippunkte im Klimasystem. http://www.pik-potsdam.de/~stefan/Publications/Kipppunkte%20im%20Klimasystem%20-%20Update%202019.pdf
Grafik: 4 Phasen der Energiewende
- Acatech, Akademienunion & Leopoldina 2017: Sektorkopplung – Optionen für die nächste Phase der Energiewende. https://www.acatech.de/publikation/sektorkopplung-optionen-fuer-die-naechste-phase-der-energiewende/download-pdf?lang=de
Grafik: CO2-Minimierungspfade Deutschland
- Rahmstorf, Stefan 2019: Wie viel CO2 kann Deutschland noch ausstoßen? https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/wie-viel-co2-kann-deutschland-noch-ausstossen/
- UBA 2020: Berichterstattung unter der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen und dem Kyoto-Protokoll 2020. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2020-04-15-climate-change_22-2020_nir_2020_de_0.pdf